











Drachen / Hängegleiter / Deltasegler
Ein Hängegleiter (auch
Drachen oder Deltasegler genannt) ist ein motorloses
Luftsportgerät, das leicht genug ist, um von seinem Piloten bei Start und
Landung getragen zu werden. Technisch gehören Hängegleiter zu den
Flugzeugen. In Deutschland stellen Hängegleiter luftrechtlich eine eigene
Ordnung innerhalb der Luftsportgeräte dar. Die noch leichteren Gleitschirme
bilden wegen ihrer deutlich unterschiedlichen Konstruktion und Steuerung
eine getrennte Kategorie. Hängegleiter mit Motor sind ebenfalls
Luftsportgeräte, fallen aber in die Ordnung der Ultraleichtflugzeuge.
Ein typischer Hängegleiter besteht
aus einem mit Stoff bespannten Flügel mit etwa 11 m Spannweite, der durch ein
stabiles Gestell aus Aluminiumrohren oder kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff
in Form gehalten wird. Der Pilot hängt in einem speziellen Gurtzeug bäuchlings
unter der Tragfläche. Da diese Konstruktion auf viele der bei Flugzeugen
üblichen Komponenten wie Rumpf, Fahrwerk und Leitwerk verzichtet, wird ein
geringes Gewicht von 20-30 kg erreicht. Zum Transport am Boden lässt sich der
Flügel zusammen klappen und in einer langen Tasche verpacken.
Für Flüge, die über ein reines
Abgleiten vom Start- zum Landeplatz hinausgehen, nutzen Hängegleiter, ähnlich
wie Gleitschirme und Segelflugzeuge, dynamische Hangaufwinde und Thermik. Auf
diese Weise wurden Flughöhen von über 5000 m und Distanzen von mehr als 700 km
erreicht. Streckenflüge von guten Piloten bewegen sich je nach den äußeren
Bedingungen typischerweise im Bereich von 25-300 km.

Deltasegler
GESCHiCHTE
Der Aerodynamiker Francis Rogallo
entwickelte für die NASA einen zusammenklappbaren Flügel für die Rückkehr von
Raumschiffen zur Erde. Dabei wurde ein flexibles Segel von stangenförmigen
Trägern gehalten. Der Fahrtwind gab dem losen Tuch ein aerodynamisch wirksames
Profil. Obwohl mit diesem Flügel lediglich zwei Vorstudien verwirklicht wurden,
inspirierte das Projekt Jahre später den Bau der ersten modernern Hängegleiter.
Anhand von in Zeitschriften veröffentlichten Fotos konstruierte der Amerikaner
Barry Hill Palmer 1961 einen Flügel nach dem Muster von Rogallo aus Bambus und
Cellophan. Er wurde damit zum ersten Drachenflieger. In den Küstenregionen der
USA fanden sich weitere Anhänger dieser Luftsportart. Bei diesen frühen
Hängegleitern hing der Pilot mit den Oberarmen zwischen parallel angeordneten
Stangen, ähnlich wie am Barren beim Geräteturnen. Durch Verlagerung seiner Beine
konnte er die Flugrichtung beeinflussen. Die Geschwindigkeit bestimmte er, indem
er sich vor oder zurück bewegte.
Erst der Australier John Dickenson
führte mit einer zentralen Aufhängung des Piloten und dem dreieckigen
Steuerbügel die bis heute verwendete Steuerung ein. Seine Freunde Bill Moyes und
Bill Bennett brachten mit Flugshows das Drachenfliegen in fast alle Erdteile. In
den USA trafen die Hängegleiter mit der Verwirklichung des Traums vom Fliegen
mit einfachsten technischen Mitteln den durch die Hippie-Bewegung bestimmten
Geist der Zeit. Im Gegensatz dazu stießen sie damit in Europa zunächst nur auf
geringes Medienecho.
Parallel dazu wollten die Brüder
Reinhold und Werner Schmidt aus Oberhessen die Tradition von Otto Lilienthals
Normalsegelapparat aufleben lassen und haben 1965 die ersten Hüpfer mit
selbstkonstruierten Rogallodrachen aus Bambus gewagt. Wolfgang Schwarzbauer
segelte ab 1971 von den Bergen rund um den Schliersee in Bayern. Sie taten dies
mangels flugrechtlicher Genehmigung fernab der Öffentlichkeit. Als der
Kalifornier Mike Harker mit einer spektakulären Aktion von der Zugspitze flog,
erwachte das Interesse in den Medien und es fanden sich auch hier neue Anhänger.
Mike Harker gründete kurz darauf in der Schweiz und in Deutschland die ersten
Drachenflugschulen und wurde damit zur Keimzelle des Drachenfliegens in Europa.
Schon 1976 fand die erste offizielle Weltmeisterschaft im Drachenfliegen in
Kössen, Österreich, statt.
Durch verbesserte Werkstoffe und ausgefeiltere Technik wurden die Geräte immer
leistungsfähiger. Schon bald wurden sie auch mit einem Motor ausgestattet, um
unabhängig von Thermik Höhe gewinnen zu können. Daraus entstanden die ersten
gewichtskraftgesteuerte Ultraleichtflugzeuge.
Fluggeräte
Beim Flugsportgerät 'Hängegleiter'
unterscheidet man im Wesentlichen zwischen so genannten Starrflüglern und
den klassischen Drachen (auch Flexis genannt).
Klassische Drachen
Diese flexiblen Fluggeräte werden
aus Polyester-Tuch und Rohren aus Aluminium oder kohlefaserverstärktem
Kunststoff gefertigt. Das Segel besteht entweder nur aus einem Obersegel (sog.
Einfachsegler, als Einstiegsklasse für Anfänger und Gelegenheitsflieger) oder
aus Ober- und Untersegel (sog. Doppelsegler, für ambitionierte Piloten, wobei
Flugleistung aber auch das Gewicht zunehmen). Die Obersegel werden durch
gebogene Segellatten in eine Auftrieb erzeugende Form gebracht, ein bei
Doppelseglern vorhandenes Untersegel wird durch gerade Latten gespannt.
Der Nasenwinkel kann bei manchen
Geräten vom Pilot im Flug mittels eines Flaschenzuges verändert werden (variable
Geometrie, VG), um für das Fliegen in der Thermik und beim Gleiten jeweils
optimale Flugeigenschaften zu erreichen (Veränderung der Segelspannung und des
Profils).
Für den Transport klappt man den
Drachen ähnlich wie einen Regenschirm zusammen, wobei hier die Segellatten vor
dem Zusammenklappen entfernt werden müssen. Das Segel bleibt dabei auf dem
Gestell und es entsteht eine 5-6m lange Rolle, die üblicherweise auf dem
Autodach transportiert wird. Bei Bedarf kann man bei den meisten Drachen ein
etwa zwei Meter langes Stück der Flügelrohres abziehen und kann so die Länge auf
etwa 4m verkürzen. Einige spezielle Modelle erlauben eine weitere Faltung des
Gestänges. Sie erreichen mit 2m Länge ein Packmaß, mit dem der Drachen beim
Bergsteigen wie ein Rucksack getragen werden kann.
Turmlose
Drachen
Eine Weiterentwicklung der
klassischen Drachen sind die Turmlosen Drachen. Der Unterschied dieser
Fluggeräte zu den klassischen Drachen besteht darin, dass die Verspannung
oberhalb der Tragfläche mit dem zugehörigen Turm fehlt. Der dadurch verringerte
Luftwiderstand wirkt sich positiv auf die Gleitleistung und die
Vorwärtsgeschwindigkeit aus. Die Funktion der fehlenden Verspannung wird durch
eine selbsttragende Konstruktion aus Aluminium oder Carbon übernommen. Die
Sicherheit im Sinne von selbstabfangenden Flugeigenschaften wird durch
innenliegende oder innenabgespannte Schränkungsanschläge gewährleistet.
Starrflügler
Bei Starrflüglern wird die
Tragfläche nicht durch die Tuchspannung zwischen den Flügelrohren in Form
gehalten, sondern ist von sich aus stabil. Der dafür notwendige steife Holm
besteht oft aus Faserverbundwerkstoffen. Dieses Konstruktionsprinzip erlaubt
eine höhere Streckung des Flügels. Die Steuerung dieser Fluggeräte erfolgt durch
Störklappen auf der Flügeloberseite, die bei Bedarf einseitig bremsen. Manche
Starrflügler verfügen auch über Querruder, die ähnlich wie bei Segelflugzeugen
den Auftrieb der jeweiligen Flügelseite beeinflussen. Anders als bei
Segelflugzeugen werden Störklappen und Querruder nicht mit einem Steuerknüppel
bewegt, sondern über Seilzüge vom Steuerbügel zum Flügel, die gespannt werden,
wenn sich der Pilot zur Seite schiebt. Auf diese Weise sind die zur Einleitung
einer Kurve nötigen Bewegungen sehr ähnlich zu der Gewichtssteuerung von
flexiblen Hängegleitern.
In der Gleitleistung und der
Handhabung am Boden sind Starrflügler zwischen klassischen Drachen und
Segelflugzeugen angesiedelt. Sie haben gegenüber flexiblen Hängegleitern den
Vorteil einer wesentlich besseren Gleitleistung, sind aber beim Transport zur
Startstelle umständlicher zu handhaben.
Gleitleistung
Die Gleitzahl von
Hängegleitern liegt zwischen etwa 10 und 15 für die flexible Version bzw. bei
16-19 für die Starrflügler. Das heißt in stiller Luft kann ein Hängegleiter für
jeweils 100 m Höhe etwa 1-2 km weit gleiten. Damit hat ein solches Sportgerät im
Vergleich zu Gleitschirmen in ähnlichen Piloten-Anforderungsklassen eine
etwa doppelt so hohe Gleitleistung, liegt aber deutlich unter der von
Segelflugzeugen.
Start
UL-Schlepp,
fertig zum Start
Da Hängegleiter über keinen eigenen
Antrieb verfügen, können sie nicht wie Flugzeuge aus eigener Kraft von einer
ebenen Startbahn aus starten. Es werden unterschiedliche Techniken benutzt, um
trotzdem in die Luft zu gelangen.
Hangstart
Beim Hangstart läuft der Pilot mit
dem aufgebauten Gerät einen steilen Hang hinab und beschleunigt, bis ihn der
Flügel trägt und von den Füßen hebt. Anschließend begibt er sich in die für
Hängegleiter charakteristische, liegende Position. Für einen erfolgreichen Start
muss der Pilot gegenüber der Luft die Stallgeschwindigkeit von etwa 30
km/h überschreiten. Dabei hilft die Hangneigung, so dass die nötige
Startgeschwindigkeit problemlos erreicht werden kann. Ein mäßiger Gegenwind ist
ebenfalls hilfreich, während Rückenwind den Start unmöglich macht. Um den
Startlauf auf unebenem Gelände und an Hängen mit zu geringer Neigung zu
erleichtern, sind in vielen Gebieten Startrampen angelegt. Diese
Holzkonstruktionen sind meist etwa 2 m breit und 10-20 m lang.
Windenstart
Bei dieser Starttechnik wird der
Hängegleiter wie ein Fesseldrachen an einer Leine empor gezogen. Am höchsten
Punkt löst der Pilot die Leine mit einer Klinke und fliegt frei weiter. Die
Höhe, in der der Pilot ausklinkt und seinen eigentlichen Flug beginnt, liegt bei
einigen hundert Metern. Auf diese Weise kann auch im Flachland ohne Berge
gestartet werden. Es werden zwei Varianten des Windenstarts unterschieden. Bei
der ersten ist das Seil zu Beginn ganz ausgerollt und wird dann mit einer
stationären Aufrollwinde eingeholt. Eine Alternative ist der Start mit einer im
Heck eines Autos montierten Abrollwinde. Dabei schleppt das eine gerade Strecke
fahrende Auto den Hängegleiter an einem zunächst kurzen Seil. Eine geeignete
Mechanik gibt bei genügend Zug das Seil nach und der Hängegleiter kann höher
steigen. Im Notfall, wenn die Gefahr besteht, dass das Seil den Hängegleiter zu
Boden zieht, kann das Seil gekappt werden. Bei einer in Australien verbreiteten
Sonderform verfügt das Schleppfahrzeug über eine große Plattform, auf der der
Pilot zunächst steht und mit fährt. Er hebt ab, sobald das Schleppfahrzeug
schnell genug ist.
UL-Schlepp
Diese Startvariante ähnelt dem beim
Segelfliegen verbreiteten Flugzeugschlepp. Der Hängegleiter wird an einem
vergleichsweise kurzen Seil (60 m) hinter einem motorisierten Fluggerät in die
Höhe gezogen. In der gewünschten Flughöhe trennt der Hängegleiter wie beim
Windenschlepp die Verbindung zum Seil und fliegt frei weiter. Das schleppende
Flugzeug darf nicht schneller als die zulässige Geschwindigkeit des
Hängegleiters sein. Daher werden besonders langsame Ultraleichtflugzeuge
eingesetzt, von denen sich der Name dieser Startart ableitet. Beim eigentlichen
Start des Gespanns liegt der Pilot meist in einem dreirädrigen Startwagen, der
nach dem Abheben am Boden zurück bleibt. Mit dieser etwas aufwendigeren Startart
werden problemlos Höhen von 1000 bis 2000 m über Grund erreicht. Außerdem kann
ein geschickter Schlepp-Pilot den Hängegleiter direkt in einen thermischen
Aufwind ziehen.
Ballonstart
Um einen Flug in großer Höhe über
der Basis der Wolken zu beginnen, kann der Hängegleiter im aufgebauten Zustand
unter einem Ballon senkrecht nach oben gezogen werden. Nachdem der Hängegleiter
ausgeklinkt ist, verwandelt er schnell den Fall in einen Vorwärtsflug und kann
dann zu einem weiten Gleitflug ansetzen. Diese sehr aufwendige und damit teure
Startart wurde deswegen für spektakuläre Streckenrekorde wie den Flug über den
Ärmelkanal gewählt.
Im Flug
Im Gegensatz zum Flugzeug mit
seiner Vielzahl von Klappen wird ein klassischer Hängegleiter durch
Gewichtsverlagerung gesteuert, indem sich der Pilot an der Trapezstange relativ
zum Flügel in die eine oder andere Richtung schiebt. Man hält sich also nicht an
der Trapezstange fest, sondern benutzt sie wie ein Steuerrad.
Geschwindigkeit
Der Pilot ist deutlich schwerer als
der Flügel. Seine Position bestimmt daher den Schwerpunkt. Durch die
bewegliche Aufhängung kann er die Trimmung des Fluggeräts und damit die
Geschwindigkeit beeinflussen. Die Geschwindigkeit des Drachen wird erhöht, wenn
man sich an der Trapezstange nach vorne zieht. Dadurch kommt der Drachen nicht
nur schneller voran, sondern er sinkt auch schneller. Bei höheren
Geschwindigkeiten sinkt er sogar überproportional schneller und der
Gleitwinkel wird schlechter. Umgekehrt vermindert sich die Geschwindigkeit,
wenn man sich an der Trapezstange nach hinten drückt. Unterhalb einer für das
jeweilige Gerät typischen Minimal-Geschwindigkeit (vmin) kommt es zum
Strömungsabriss und der Flügel erzeugt nur noch sehr wenig Auftrieb. Er
beginnt zu fallen, kippt mit der Nase nach unten und nimmt wieder
Geschwindigkeit auf. Anschließend befindet sich das Gerät wieder im regulären
Flugzustand.
Richtung
Um eine Links-Kurve zu fliegen,
wird die Trapezstange nach rechts gedrückt. Dadurch verlagert der Pilot den
Schwerpunkt des Fluggeräts zum linken Flügel. Dieser Flügel senkt sich und der
nun schräg in der Luft liegende Drachen leitet eine Kurve ein. Die Umsetzung der
Gewichtsverlagerung in eine Schräglage wird durch die flexible Bauweise
traditioneller Drachen unterstützt. Das Profil des höher belasteten linken
Flügels beult sich auf Kosten des weniger belasteten rechten Flügels aus.
Dadurch steht das rechte Profil steiler im Fahrtwind, erzeugt mehr Auftrieb und
hebt sich, während der linke Flügel sich senkt.
Durch ihre feste Konstruktion fehlt
den Starrflüglern diese Unterstützung des Kurvenflugs. Als Ersatz verfügen viele
Modelle über Bremsklappen, die durch eine seitliche Bewegung der Trapezstange
den Luftwiderstand eines Flügels erhöhen. Der einseitig erhöhte Widerstand
bewirkt dann den gewünschten Kurvenflug.
Oben
bleiben
Ein typischer, klassischer
Hängegleiter hat eine minimale Sinkrate von etwa 1 m/s. Das heißt, aus 300 m
Höhe ist er in ruhiger Luft nach fünf Minuten wieder am Boden. Wenn die Luft
nicht ruhig ist, besteht die Möglichkeit, diese Zeit zu verlängern. Der Trick
besteht darin, dort zu fliegen, wo die Luft mit mehr als 1 m/s nach oben steigt.
Dies ist zum Beispiel an Küsten-Dünen der Fall, die vom Seewind quer
überstrichen werden. Direkt vor der Düne strömt die Luft schräg nach oben. In
einem schmalen Bereich vor einer ausreichend hohen Düne bei ausreichend starkem
Wind sinkt ein Hängegleiter nicht zu Boden, sondern steigt sogar. Mit lang
gezogenen achtförmigen Flugbewegungen kann er sich dadurch so lange in der Luft
halten, wie der Wind weht. Diese Soaring genannte Technik wurde schon
früh an den Küsten von Hawaii und Kalifornien genutzt.
Eine anderer für Hängegleiter
nutzbarer Aufwind tritt auf, wenn die Sonne den Boden erhitzt und dieser
seine Wärme an die Luft abgibt. Die aufsteigende, erwärmte Luft hat die Tendenz
sich wie ein Fluss zu sammeln und an bestimmten Stellen in größerem Maßstab nach
oben zu strömen. Die Herausforderung für den Piloten besteht nun darin, diese
Thermik zu finden und sich anschließend in engen Kreisen von ihr nach oben
tragen zu lassen.
Naturgemäß ist ein Aufwind als
solcher unsichtbar; Merkmale am Boden oder Wolken geben nur unzuverlässige
Hinweise auf seine Position. Selbst wenn man sich bereits in einem thermischen
Aufwind befindet und steigt, ist dies in einigen hundert Metern Höhe nicht
leicht erkennbar. Daher verwenden viele Piloten ein
Vario
genanntes Instrument, das die momentane Steig- oder Sinkgeschwindigkeit misst.
Parallel zu einer optischen Anzeige gibt es den aktuellen Messwert durch die
Tonhöhe eines deutlich hörbaren Piepen an. Der Drachenpilot fliegt also nach
Gehör, um sich in den Regionen mit dem besten Auftrieb zu halten. Ein guter
Pilot kann sich auf diese Weise bei günstigen Wetterbedingungen beliebig lange
in der Luft halten. Erst wenn die Sonne untergeht und damit die Energiequelle
für die Thermik fehlt, muss er zur Landung ansetzen.
Landung
Starrflügler
mit ausgefahrenen Landeklappen
Ähnlich wie beim Start wird auch
die Landung gegen den Wind ausgeführt, um die Geschwindigkeit gegenüber dem
Boden möglichst gering zu halten. Damit der Hängegleiter weder über die
Landewiese hinausschießt noch zu früh den Boden erreicht, wird meist eine
U-förmige Landevolte geflogen. Dieses Manöver kann nach Bedarf abgekürzt oder
verlängert werden.
Strömungsabriss kurz vor dem Aufsetzen
Eine ideale Landung mit einem
Hängegleiter erfolgt stehend, wie bei einem Vogel. Dazu wird kurz vor Erreichen
des Bodens bei niedriger Geschwindigkeit gezielt ein Strömungsabriss
herbeigeführt, indem man den Drachen am Trapez maximal nach vorne drückt. Der
auf diese Weise steil in die Luft gestellte Flügel bremst die
Restgeschwindigkeit auf Null herab und der Pilot steht am Boden. Eine weniger
elegante Alternative ist die mit Flugzeuglandungen vergleichbare liegende
Landung. Dabei rollt der Drachen auf zwei an der Trapezstange angebrachten
Rädern aus und der Pilot bremst mit dem Gurtzeug über den Boden schleifend.
Eine eindrucksvolle Variante der
Landung besteht darin, die Hangneigung für die Verringerung der Geschwindigkeit
auszunutzen. Dazu fliegt der Pilot mit hoher Geschwindigkeit und mit dem Wind
auf eine steile Wiese zu. Erst kurz vor dem Hang drückt er den Steuerbügel nach
vorn. Als Reaktion steigt er parallel zum Hang nach oben und wird dabei
langsamer. Am höchsten Punkt würde der Flügel in freier Luft nach vorne kippen
und nach unten beschleunigen. Stattdessen setzt der Pilot stehend auf der Wiese
auf. Wegen des abrupten Halts auf einem steilen Wiesenstück wird diese Technik
Fly on the Wall genannt.
Manche Hängegleiter verfügen über
Landeklappen, die die Minimal-Geschwindigkeit, bei der das Gerät fliegen
kann, herabsetzen und so die Landung vereinfachen. Insbesondere Starrflügler
sind mit dieser Technik ausgerüstet. Eine weitere Hilfe, die von einigen Piloten
genutzt wird, ist ein wenige m2 großer Bremsschirm,
der den Anflugwinkel steiler macht.
Tandemflug

Start zum
Tandemflug mit Passagier über dem Piloten
Ein Hängegleiter kann je nach
Auslegung einen zusätzlichen Passagier tragen. Ein Flug mit Passagier wird
Tandemflug genannt. Der Passagier hängt neben oder über dem Piloten unter
der Tragfläche. Er macht damit automatisch die gleichen Steuerbewegungen wie der
Pilot. Wegen der zusätzlichen Verantwortung für den Passagier ist für den
Piloten eine spezieller Tandemflugschein erforderlich. Der Hängegleiter muss für
das höhere Abfluggewicht zugelassen sein. Viele Flugschulen und manche
Amateurpiloten bieten Tandemflüge gegen Bezahlung an.
Seit 2003 sind in Deutschland
Tandemflüge zur Schulung zugelassen. Der Schüler wird dazu in die untere
Position eingehängt, der Lehrer darüber. Auf diese Weise ist für den Schüler die
Situation bis auf das höhere zu bewegende Gewicht ähnlich wie beim Alleinflug.
Der Lehrer kann aus seiner erhöhten Lage jederzeit eingreifen und die Kontrolle
über den Drachen übernehmen. Beispielsweise steuert er bei den ersten Flügen den
Drachen während Start und Landung. Außerdem kann er wie in der wie Ausbildung
zum Motor- oder Segelflug direkt mit dem Schüler kommunizieren. Diese Variante
der Schulung ist recht aufwendig, führt aber zu schnellen Fortschritten der
Schüler, die bereits von Beginn an alle relevanten Phasen eines Fluges erleben
können.
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